Die Geschichte der Albanischule

"Die erste geschichtliche Erwähnung der Albanischule findet sich in dem Buch: "Zeit- und Geschicht-Beschreibung der Stadt Göttingen, worin der selben Zivil-, Natur-, Kirchen- und Schul-Historie aus verschiedenen alten Urkunden, auch anderen sichern Nachrichten umständlich vorgetragen wird. Zweiter Theil In welchem die Religions- und Kirchen-Geschichte abgehandelt werden. Hannover und Göttingen in Verlag seel. Nic. Försters und Sohns Erben. Göttingen, gedruckt mit Hagerischen Schriften, 1736."

Darin heißt es: "Als das Christenthum zu Göttingen berichtetermaßen eingeführt worden; so war das nächste, die neubekehrten Christen mit einer Kirche und mit einer Schule zu versehen. Nun hat zwar Leznerus davon, ob Bonifacius oder Humboldus sogleich eine besondere Schule nebst der Kirche gestiftet, keine Nachricht, wohl aber dieses gefunden, daß die erste und älteste Kirche (welche damals, und noch eine geraume Zeit danach, die einzige daselbst gewesen) zu Göttingen auf Bonifacii Anordnung erbauet, und von demselben der Ehre des Albani gewidmet worden."

 

Albanischule um 1879

Das erste Schulhaus Göttingens entstand im Jahre 1859 neben der Kirche unweit des Stadtwalles. Es war die Parochialschule St. Albani. Außerhalb des Verkehrstromes der Innenstadt und des Marktes bot der Kirchplatz neben viel freier Fläche auch eine Stätte der Ruhe. Hier hatten die Kinder genügend Platz zum Spielen. In diesem Schulhaus befand sich 1859 zunächst nur ein Schulraum, in dem ein Lehrer 137 Schulkinder zu unterrichten hatte. Lehrer Heinrich Töpperwien klagte: "Ein Teil der Fiebelschützen mußte am Boden sitzen, Fibel und Tafel auf dem Schoße handhabend; für mich selbst blieb kaum ein Plätzchen, von dem ich die mir anvertraute Herde überschauen konnte." Wegen dieser großen Schülerzahl beschloß der Kirchenvorstand 1860 ein weiteres "Schullokal", nämlich die Wachstube am Albanitor auf Widerruf zur Verfügung zu stellen. Bereits 1863 wurde ein dritter Lehrer eingestellt, der von der Stadt in der großen Wachstuben am Geismar-Tor ein Schulzimmer zugewiesen bekam. Dennoch reichten die Räume nicht aus. Viele Eltern zogen es vor, ihre Kinder gar nicht zur Schule zu schicken.

Die Schule war in jenen Jahren eng mit der Kirche verbunden. Das gaht auch daraus hervor, daß Lehrer und Schüler gemeinsam den Gottesdienst besuchten. Im Jahre 1863 wurden unter Bürgermeister Georg Merkel neue Grundsätze für das Schulwesen erarbeitet, in denen besonders die Abschaffung der Parochialschulen zu Gunsten von zwei neu zu erbauenden Volksschulen in Aussicht genommen wurde. Aber erst im Jahre 1876 konnte mit dem Neubau der "Ostschule", der späteren Albanischule, begonnen werden. Der Neubau wurde 1879 bezogen. Die Schule war sechsstufig und hatte 13 Klassenräume.

Im Jahre 1888 wurden nachträglich in der Albanischule die ersten Schulbäder Deutschlands eingerichtet. Bilder davon wurden sogar 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt. Die Albanischule hatte zwei Stockwerke und getrennte Pausenhöfe. Grundsätzlich wurden Kinder nach Geschlechtern getrennt unterrichtet. Im Durchschnitt kamen 59 Kinder auf eine Lehrkraft; 1qm Grundfläche auf jedes Schulkind. 1897 wurde in der "Göttinger Zeitung" von einer zahnärztlichen Untersuchung aller Kinder der Albanischule berichtet. Man sprach von einer besonderen gesundheitlichen Betreuung.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Schule nach vorübergehender Schließung am 1. Oktober 1945 durch die Militärregierung wieder eröffnet. 1062 Kinder besuchten jetzt die Klassen 1-8. Zu Beginn des Schuljahres 1949 waren es soger 1892. In 17 Räumen unterrichtete man 41 Klassen. Das Stadtparlament erwog die Aufteilung in 2 Systeme. 1950 wurde ein 9. Schuljahr für Jungen eingerichtet. Anfang der 50er Jahre entstanden die ersten gemischten Klassen (Mädchen und Jungen). Von diesem Zeitpunkt ab wurde die Koedukation zur Gewohnheit, wie später auch sonst in der Bundesrepublik.

Die Albanischule wurde mit Beginn des Schuljahres 1967 in eine Grundschule umgewandelt. Zu dieser Zeit umfaßte die Albanischule 12 Klassen und den Schulkindergarten.
Im Jahre 1970 konnte mit der Arbeit in zwei Vorklassen für 5jährige begonnen werden.

Quelle: Göttingen - Stadt der Schulen, 100 Jahre öffentliche Volks- und Realschulen, Göttingen 1976.